KURT – Das Korrektur- und Rückmeldetool

Korrekturen mit KI? Eine Bestandsaufnahme

Wenn ich in Gesprächen mit anderen Lehrkräften erwähne, dass ich ein kleines Korrekturtool für Klassenarbeiten und Klausuren programmiert habe, dann spüre ich ganz häufig aufkeimende Hoffnung:
„Ein digitales Korrekturtool? Korrigiert das dann meine ganzen Arbeiten von selbst?“ Mit leuchtenden Augen werde ich angeschaut, als ob ich den heiligen Gral gefunden hätte und all ihr Leiden und die mühseligen Korrekturstunden nun ein Ende hätte.

Es tut mir dann weh, sie enttäuschen zu müssen. Nein, KURT nimmt dir die Korrekturen nicht ab. Du musst schon noch die Texte und Aufgabenergebnisse selber lesen, Fehler anstreichen, Punkte verteilen und Feedback geben. KURT hilft dir nur, diese Dinge besser zu tun, z.B. durch das automatische Zusammenzählen der Punkte, das Berechnen der Note oder durch das systematisierte Vergeben von Feedback mit Hilfe von Textbausteinen („Fördertipps“). 

Aber mit der Ankunft von ChatGPT Ende 2022 scheint die Erlösung greifbar nahe. Textbasierte KI ist mittlerweile in der Lage, jeden beliebigen Text auf Fehler hin zu überprüfen, Punkte auf Basis von vorher festgelegten Kriterien zu vergeben und ein zusammenfassendes Feedback zu geben. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Tools, die sich auf das Korrigieren spezialisiert haben:

fiete.ai 

Fiete.ai ist eine noch recht junge und spannende Entwicklung und meiner Einschätzung nach aktuell das beste KI-basierte Feedback-Tool auf dem deutschsprachigen Markt. Die Online-App ist sehr einfach und intuitiv zu bedienen: Ich erstelle eine „Aufgabe“, beschreibe, was ich von meinen Lernenden erwarte (auch mit Material, z.B. einem Textauszug) und lege bis zu 7 Bewertungskriterien fest.

Dann verteile ich einen Link, den meine Lernenden per Klick oder QR-Code-Scan öffnen, um dort in einer Eingabemaske ihre Ergebnisse einzutragen oder per Texterkennung. Sind die Ergebnisse abgegeben, erhält der Lernende ein recht detailliertes Feedback mit kriterienorientierten Verbesserungsvorschläge und einem Fortschrittsbalken.

Auch ich als Lehrkraft kann dann dann einen Einblick in fietes Bewertung erhalten, wobei hier noch zwischen 1. Abgabe und finaler Abgabe (also inkl. Revisionen) unterschieden werden kann:

vom Fiete-Blog

fobizz 

Der Fobizz-Korrekturassistent ist anders als Fiete rein „Lehrerbasiert“, d.h. Schülerinnen und Schüler können dieses Tool nicht für sich selbst nutzen. Als Lehrkraft kann ich Schülerlösungen in ein Textfeld reinkopieren. Eine Texterkennung gab es mal, diese wurde aus Datenschutzgründen aber deaktiviert. Es sind bis zu fünf Bewertungskriterien möglich, die unterschiedlich gewichtet werden können.

Fobizz – Festlegen von Kriterien

Am Ende gibt Fobizz eine Fehlerliste und einige Verbesserungstipps heraus, die man den Prüflingen zB als PDF mitgeben kann. Auch Kriterien und eine Endnote werden am Ende ausgegeben. Die Korrektur-KI basiert auf ChatGPT, welches fobizz als API nutzt. 

Beispielkorrektur aus Fobizz

PEER

PEER ist sowohl für Lehrende als auch für Lernende kostenlos und ohne Anmeldung nutzbar. Hier können Aufgabenstellung und die eigene Lösung per Text oder Anhang eingefügt werden.

Einfügen von Aufgabe und Text in PEER

Daraufhin zeigt PEER zwei verschiedene textbasierte Rückmeldungen an, jedoch keine Punkte.

Feedbackergebnis von PEER (vom Fiete-Blog)

PEER bietet auch eine Liste von Verbesserungsvorschlägen, die in Teilen relativ konkret sind (siehe Tipp 2):

ChatGPT & Co: 

Auch mit den „klassischen KI-Tools“ wie ChatGPT oder perplexity können mit entsprechenden prompts Texte korrigiert werden. Nutzen Sie dafür Fragen wie:

Korrigiere den folgenden Text auf Basis der obigen Aufgabenstellung und der Kriterien. Mache eine Liste mit Sprachfehlern und schließe das Feedback mit einem Abschlusskommentar ab, das sowohl ermutigt als auch 2-3 Hauptbaustellen aufzeigt. Zeige zudem an, welche Note es in einer Arbeit geben würde.
[Schülerlösung]“

Use case & derzeitige Einschränkungen

So vielversprechend und durchaus beeindruckend diese Tools sind, sind sie dennoch nicht das „Allheilmittel“ für die Korrekturbelastungen von Lehrkräften. Wie schon aus den obigen Beschreibungen deutlich wird, geht es bei diesen Feedbacktools primär um „Prozessfeedback“ und nicht um eine vollständige Korrektur einer Klausur oder Klassenarbeit. Lernende können vor „der großen Prüfung“ wertvolle Resonanz erhalten, ohne dass die Lehrkraft 30 Texte lesen und korrigieren muss. Dies kann z.B. im Rahmen einer „Probeklausur“ oder einer Übungsstunde geschehen.

Der (verständliche) Wunsch, dass Lehrkräften die komplette Klausurkorrektur abgenommen wird – im Sinne einer Blackbox – Arbeiten rein, Korrektur raus – wird bisher noch nicht erfüllt. Dies liegt an folgenden Einschränkungen:

Technische & praktische Limitierungen

„Alle getesteten KI-Anwendungen […]

Rechtliche Limitierungen 

Abgesehen von den praktischen Erwägungen sind natürlich auch rechtliche Einschränkungen zu berücksichtigen. Was nützt mir das tollste Tool, wenn ich es nicht nutzen darf?

Zukunftsentwicklungen

Wie sich die Zukunft der KI-basierten Korrekturen entwickeln wird, ist nicht im Detail vorhersehbar wird. Trotzdem wage ich einige Prognosen:

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